Neue Kalligrafiefedern einschreiben

Wenn man versucht mit nagelneuen Kalligrafiefedern zu schreiben, ist das oft sehr mühsam: Die Feder nimmt keine Tinte auf, oder die Tinte fließt nicht richtig.

Das ist ärgerlich und man ist versucht zu verzweifeln , die Federn in die Ecke zu werfen und das Thema Kalligrafie abzuhaken.

Doch: HALT! Es gibt Hilfe.

Hier findest du meine Tipps, um neue Federn schreibfähig zu machen:

Entfetten

Sehen wir uns die neuen Federn einmal an. Wie sind sie hergestellt?

Aus einem Stück Blech wird die Feder ausgestanzt und in Form gepresst. Für diesen Vorgang muss das Blech gefettet werden, damit es sich wieder gut aus der Form löst. Außerdem ist ein Fettfilm für die Lagerung der Feder gut, so rostet sie nicht so leicht. Wenn wir aber diese gefettete Feder in Tinte tauchen, so perlt die Tinte daran ab: Die Feder nimmt keine Tinte auf, bzw. nur ein Tröpfchen, das dann nicht zur Spitze fließt: Die Feder schreibt nicht.

Abhilfe: Die Feder muss entfettet werden. Manchmal wird empfohlen, sie in eine Kartoffel zu stecken. Das habe ich noch nicht ausprobiert. Ich entfette die Federn mit Spiritus. Wenn ich ein ganz neues Federset auf dem Tisch habe, dann lege ich die Federn ein paar Minuten in ein Schälchen mit Spirius. Dazu ziehe ich die Deckfeder ab. Ein paar Male schüttle ich das Schälchen behutsam, um den Fettfilm herunterzuspülen. Die Federn werden dann einzeln herausgenommen und mit einem Zellstofftuch oder Baumwolllumpen abgewischt.

Zuweilen ist die Feder auch mit einem Schutzlack versehen für die Lagerung und den Versand, auch dieser kann so entfernt werden.

Wenn die Feder gut entfettet ist, aber immer noch nicht schreibt, dann versuche die nächsten Tipps:

Deckfeder richtig aufsetzen

Prüfe zuerst, ob die Deckfeder richtig sitzt: Die Spitze soll mittig sitzen und ca 1/2 bis 1 mm von der Federspitze entfernt enden. Du kannst sie weiter hoch oder herunterschieben um herauszufinden, wie sie am Besten sitzt.

Tintenspalt weiten

Wenn die Feder zwar Tinte aufnimmt, aber die Tinte nicht richtig fließt, kann das daran liegen, dass der Spalt, in dem die Tinte nach vorne fließt zu schmal ist.

Du hast sicher schon versucht, die Feder zum Schrieben zu bringen, indem du stärker aufgedrückt hast. Dabei spreizt sich die Feder ein wenig auf und der Tintenspalt wird weiter. Wenn du nur leicht aufdrückst, geht der Spalt wieder komplett zusammen. Durch stärkeres Aufdrücken, biegst du die Feder jedoch dauerhaft auseinander. Das solltest du jedoch nur sehr behutsam machen, damit der Spalt dann nicht zu weit wird!

Fange sanft an und probiere zu schreiben, dann drücke ein wenig stärker und probiere wieder …

Wichtig ist dabei, dass du die Feder nicht verkantest. Sonst biegst du eine Seite stärker als die andere. Das ist dann schwer wieder zu korrigieren.

Bitte, sei vorsichtig dabei! Ich übernehme keine Haftung für das Gelingen oder für eine verbogene Feder!

Grat entfernen

Manchmal „hakt“ die Feder auf dem Papier. Dann hat sie noch einen Grat: Beim Stanzen des Federrohlings aus Blech entsteht natürlich ein Grat, der nicht immer ganz verschwindet im weiteren Herstellungsprozess. Im Laufe der Zeit würde der Grat beim Schreiben weniger werden und irgendwann gleitet die Feder dann sanft über das Papier, aber man kann den Prozess auch beschleunigen:

Auf einer rauhen, harten, wie der Unterseite eines Keramik-Tellers, oder auf einem sehr feinen Stein oder sehr feinem Korundpapier kann man die Feder entgraten:

Du steckst sie in den Halter und nimmst sie wie zum Schreiben in die Hand. Dann „schreibst“ du ohne Druck ein paar Kreise auf dem rauhen Untergrund. Verändere dabei beständig den Winkel der Feder, so dass rundherum der Grat und alle scharfen Kanten abgeschliffen werden.

Auch hier musst du sehr behutsam vorgehen! — Und ich übernehme natürlich auch hier keine Haftung!

Es hilft alles nichts?

Wenn alles nichts hilft, dann ist das immer noch kein Grund die Kalligrafie wieder an den nagel zu hängen. Ich empfehle dir, es einmal mit meinen Rohrfedern zu versuchen. Ich selber schreibe auch am liebsten damit.

Oder du besuchst einmal einen Workshop für Kalligrafie. In Gemeinschaft macht e sowieso immer am meisten Spaß!